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Eine Gesellschaft und eine Justiz, die sich an Gewalttätigkeit gewöhnt haben:

2016 deckten wir Missstände im Schlachthof Fürstenfeldbruck auf. Die Aufnahmen aus einem Zeitraum von 10 Monaten zeigten schwerste Misshandlungen von Rindern, massive Probleme bei der Betäubung und der Versorgung von Tieren, sowie ein verrohter und brutaler Umgang mit den Tieren. Ein Mitarbeiter lief beispielsweise auf dem Rücken von Schweinen.

Nun wurde ein Metzgermeister zu einer sehr milden Geldstrafe verurteilt. Ihm wurde nachgewiesen, bei 2 Betäubungen von Rindern nicht ordnungsgemäß gehandelt zu haben. Beim ersten Schuss ist ihm die Betäubung nicht gelungen und anstatt ein einsatzbereites Ersatzgerät zu verwenden, lud er das bereits verwendete nach. Die mildernde Argumentation lautete, dass der Schlachthof keine Vorrichtung hatte, auf dem ein solches Ersatzgerät hätte platziert werden können. Die Bauart des Schlachthofs sollte also den Metzgermeister entlasten. Es ist ein schlechter Witz, dass die baulichen Mängel als Argumentation herangezogen wurden. Wäre der Mann Zahnarzt geworden und hätte ohne Betäubung Wurzelbehandlungen durchgeführt, da es keinen Tisch zur Ablage der Spritze gegeben hätte, würde man den Kopf schütteln über solch wahnsinnige Argumentationen. Dieser Mann wusste um die baulichen Mängel. Er hat es hingenommen, dass Tiere systematisch bei Fehlbetäubungen länger leiden. Er hat vorsätzlich gehandelt und die entzetzlichen Schmerzen der Opfer in Kauf genommen.

Die meisten Menschen wissen nicht, was es überhaupt bedeutet, wenn man von einer “Betäubung” vor der Schlachtung mit einem Bolzenschussgerät spricht: Da wird ein Metallbolzen mit 200 km/h Geschwindigkeit in den Kopf gerammt. Er durchdringt 8-12 cm. Gehirngewebe wird dabei zerstört, so tief sticht das Gerät in das Schädelinnere ein. Das nennt sich dann “Betäubung”. Und wenn diese fehlschlägt, dann bedeutet das, dass ein Rind schwerst verletzt wird und diese Höllenschmerzen bei Bewusstsein ertragen muss.

Eine Fehlbetäubung auf die leichte Schulter zu nehmen und sich auf baulichen Mängeln auszuruhen, ist vorsätzliche, schwerste Misshandlung eines fühlenden Lebewesens. Es setzt eine absolute Verrohhung voraus. Und für eine solche Tat eine milde Strafe festzulegen, setzt auch eine absolute Verrohung voraus. Wir leben in einer Gesellschaft, in der man schwerste Gewalt gegen Tiere für eine Lappalie hält. Misshandlungen und grausame Gewalt an Tieren ist normaler Alltag in Schlachthöfen. Da ist es nicht allzu verwunderlich, dass 11 Sekunden längere Grausamkeit durch eine falschdurch


geführte Betäubung auch nicht mehr großartig anders beurteilt wird.



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