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Schweine

 

Schwein gehabt?

Das Sprichwort für Glück ist angesichts der Realität der Schweinenutzung, an Zynismus nicht zu überbieten. Schweine sind hochintelligente und empfindsame Tiere. Die kognitiven Fähigkeiten vergleichbar mit denen eines dreijährigen Kindes, eine Nase, die eine sanft duftende Trüffel 20 cm unter der Grasnarbe erschnuppern kann und ein Familiengefüge der sanften Tiere steht im krassen Widerspruch zur Ausbeutung von Schweinen für Fleisch: Käfighaltung, Ammoniakgestank, Kannibalismus, Elektroschocker und grausamer Gastod. Das Schweineleben weltweit ist ein Albtraum.  Viele der hier aufgezählten Probleme sind, sowohl bei Biohaltung, als auch in den unzähligen konventionellen Betrieben zu finden.

 

Das gesamte Bild betrachten.

Wie bei Hühnern muss man auch bei Schweinen das ganze Bild betrachten. Lange bevor wir ein Stück Schweinefleisch essen, haben bereits viele Tiere gelitten und sind getötet worden, von welchen die meisten KonsumentInnen gar nicht wissen: Die Eber in den Spermaproduktionsanlagen, die ihr ganzes Leben in sterilen gekachelten Buchten verbringen und systematisch entsamt werden, die Muttersauen, die in endlosen Reihen in Kastenständen eng an eng eingesperrt werden, in Gruppenbuchten übereinander herfallen und wenig später erneut fast bewegungslos in einem Käfig sitzen, um ihre Kinder nicht zu zerquetschen, denen normalerweise Mutterliebe im weichen Moos angedeihen würde. Diese Zuchtanlagen werden gerade im Biobereich vom Konsumenten und Händler ausgeblendet, denn betrachtet man die Zucht in ihren grausamen Details, bleibt einem das Fleisch im Halse stecken. Mit der Geburt der Ferkel beginnt die Tortur. Die Tiere werden systematisch verstümmelt, Hoden herausgeschnitten, Schwänze gekürzt, Zähne abgeschliffen, Ohren durchbohrt und die ersten von so vielen Spritzen gesetzt. Viele Ferkel überleben die ersten Tage der Produktion nicht: Trotz "Ferkelschutzkorb" zerquetscht, Infektionen erlegen, von der Mutter gefressen oder von Ratten angenagt. Die Tonnen der Anlagen sind voll, bevor das elendige Leben ernsthaft begonnen hat. Antibiotika und Hormone begleiten die Mast, sollen die Mütter in Angst und Stress gefügig und liebend machen und die Ferkel am Leben erhalten.

 

Auch hier begleiten schon, bis zu zwei Tiertransporte, das Leben der kleinen Schweine bis sie in die Mastanlage kommen. Enge, Kälte, Hitze, Schläge. In den Mastanlagen stehen die Schweine auf Beton oder Spaltenboden, sind der Feuchtigkeit des Urins und dem Gestank der Kotmassen unter den Spalten ausgesetzt. Messungen von SOKO Tierschutz ergaben Ammoniakwerte, die für Menschen lebensgefährlich sein können und von Schweinen ertragen werden müssen. Das Husten der Tiere ist die Hintergrundmusik dieses Dramas. Aggressionen zwischen den Tieren, besonders gegenüber den schwachen, führen zu schweren Verletzungen, die Mastbedingungen zu Schwellungen, wunden Gelenken und fußballgroßen Abszessen. Angebissene Ohren werden von Mästern, durchaus als Hilfeleistung der Schweine untereinander, gegen Kitzeln am Ohr abgetan. Auch hier werden die Antibiotika säckeweise ins gesamte Trinkwasser der Tiere geschüttet und die Lichter brennen weit länger als die Sonne den Tag erhellt, denn die Tiere sollen fressen, nicht schlafen. Nach 4 bis 6 Monaten kommt der letzte Tiertransport, der die eigentlichen Tierkinder mit weit über 100 kg Schlachtgewicht abholt. Elektroschocker, Treibbretter und Knüppel sind die letzten Begleiter auf dem Weg in die Schlachtbucht. Viele Schweine sind am ganzen Körper zerkratzt, was Folge von Panikattacken in den vollgestopften Transportern ist. Der Tod nach der Betäubung durch Elektroschock oder Gas, die Panik in der Gaskammer davor und das bei bis zu 12% der Tiere Aufwachen bei mangelnder Betäubung, ist der traurige Höhepunkt eines Lebens voll Leid für ein kurzes Geschmackserlebnis.

 

Die Quittung kommt später.

Die Folgen für Natur und Mensch sind verheerend. Ganze Landstriche versinken in Gülle, das Grundwasser wird vergiftet, die Luft und der Boden verseucht. Weltweit hungern Menschen, während die Silos der zehntausenden Mastanlagen mit für den Menschen wertvollen Lebensmitteln gefüllt sind und der große Anteil der Schweinehaltung an den knapp 2000 Tonnen Antibiotika, die jährlich in Deutschland in der Tierhaltung eingesetzt werden, führt zu Resistenzen, die selbst einfachste Krankheiten wieder zu tödlichen Killern werden lassen. Alles nur für ein kurzes Geschmackserlebnis, das Pflanzenfleisch auch bedienen kann.

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Schweinemast
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