Der Schlachthof Aschaffenburg geriet bereits vor 10 Jahren durch Tierquälerei in die Schlagzeilen. Ein SOKO Tierschutz-Ermittler dokumentierte Straftaten, die nie geahndet wurden. Den Preis für das Justizversagen von damals zahlen die Tiere heute.Neue Aufnahmen aus den letzten vier Wochen, die SOKO Tierschutz der ARD und den Behörden zur Verfügung gestellt hat, zeigen eine neue Dimension des Grauens. Massenhafte Fehlbetäubungen, Mitarbeiter, die mehrere Kühe bei Bewusstsein aufschlitzen und Tiere, die mit dutzenden Stromstößen hintereinander gequält werden.In einer Szene tritt ein Arbeiter einer, sich in der antiquarischen Betäubungsbox verzweifelt wehrenden Kuh gegen die Schnauze. Danach muss er ihr dreimal in den Kopf schießen und dennoch ist das Tier offensichtlich noch wach. Es blinzelt, verdreht die Augen und atmet. Anstatt das Tier ordentlich zu betäuben, wird es kurzerhand bei vollem Bewusstsein geschächtet. Das Tier erlebt also das Verbluten und wird von dem Arbeiter beschimpft und geschlagen.Ein weiteres Tier reagiert noch, als man versucht, ihm die Beine abzuschneiden. Auch bei den Schweinen ein ähnliches Bild. Ein fehlbetäubtes Tier nach dem anderen und illegale Eingriffe. Den Schweinen werden systematisch während des Ausblutens für ein Labor die Augen herausgerissen. Das passiert auch bei Tieren, die nicht ausreichend betäubt sind. Dazu kommt Quälerei mit Elektroschockern und Personal, das nicht weiß, wo man in den Hals stechen muss oder wie man betäubt.In einer Szene versagt die Betäubung bei mehreren Zuchtsauen. Eine Person ohne Sachkundenachweis soll nachbetäuben. Dies klappt bei zig Versuchen nicht, während die Schweine Höllenqualen durchleiden. Erst dann merkt man, dass das Betäubungsgerät nicht eingeschaltet ist und beginnt schallend zu lachen.
Außer Kontrolle
Die amtliche Tierärztin und ihre Mitarbeiter stehen nur wenige Meter entfernt und sehen den Vorfall. Dass es in dem Betrieb Personen gibt, die keine Sachkundenachweise haben, wissen sie und sie versuchen, es zu vertuschen. So warnte die amtliche Veterinärin den Schlachthof mehrfach vor Kontrollen der Landesbehörde KBLV. Danach konnten die gleichen Arbeiter weiterquälen. Auch ein Täter, der schon vor 10 Jahren bei der ersten SOKO-Aufdeckung Tiere quälte. Auch der Tierschutzbeauftragte ist in die Quälereien direkt involviert. Eigentlich sollte alles gut beweisbar sein, denn der Schlachthof wird von einem Dutzend Kameras mit Nachtsichtfunktion überwacht. Aber offenbar werden diese nicht zum Schutz der Tiere, sondern zum Schutz vor Tierschützern genutzt. Am Mittwoch kam es nach Hinweisen von SOKO Tierschutz an die Behörden zu einer Razzia. Aber anstatt den Schlachthof endlich und sofort zu schließen, plant man einfach mit neuen Billigarbeitern weiter zu machen und unter dieser Führung sogar mit Millionen Steuergeldern einen neuen Schlachthof zu bauen. „Das wäre ein unglaublicher Skandal und ein Freischein für weiteres Leid. Wer Tiere quält, der darf nie wieder mit Tieren zu tun haben. Wir fordern Schlachtverbot für immer für alle Verantwortlichen!“, fordert SOKO-Sprecher Mülln. „Aber auch die Bürgerinnen und Bürger sollten nachdenken und sehen, dass die Ausreden vom Metzger um die Ecke und Regionalität zu genau solchen Grausamkeiten führen und das es echte pflanzliche Alternativen gibt“, so Mülln.
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